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Der Raben-Kalender für Tag in Jahr 2011

Dieser Abreisskalender für das Jahr 2011 erfreut den Leser jeden Tag mit einem klugen Gedanken eines namhaften Dichters oder Denkers aus unterschiedlichen Jahrhunderten. Ferner erfährt man, welche Persönlichkeiten an einem bestimmten Tag geboren sind. Schon bemerkenswert, dass Oscar Wilde und Günther Grass am gleichen Tag zur Welt kamen oder auch Klaus Mann und Victor Hugo.

Einige nette Schwarz-Weiß-Illustrationen sorgen für eine visuelle Belebung des Kalenders, aber diese Bilder sind im Grunde nicht der Rede wert. Der zentrale Punkt sind die Gedanken.

Ich habe mir alle Sentenzen durchgelesen. Bei einigen blieben Fragen offen. Gerne würde ich mir von einem Schweizer die zitierten Worte Andreas Thiels bestätigen lassen, welcher sagt: "Wir Schweizer sind nicht freundlich, wir sind höflich. Die Höflichkeit ist eine grundlegend helevetische Tugend. Die Deutschen, bei deren Umgangsformen die Höflichkeit nicht zuvorderst steht, unterliegen dem Fehler, die schweizerische Höflichkeit als Freundlichkeit zu interpretieren." Ist das wahr? Was bedeutet es, wenn ein Mensch zwar höflich aber nicht nicht freundlich ist? Sagt er dann, entschuldigen Sie bitte, dass ich Ihnen jetzt ein Messer in den Rücken ramme?

Gefallen haben mir die Fragen Otto Baumbergers: "Vielleicht ist Sentimentalität die Kehrseite der Herzenkälte? Oder der Denkfaulheit." Sentimentalität ist immer Ersatz für echtes Gefühl. Dass Sentimentalität die Kehrseite von Denkfaulheit sein könnte, ist mir bislang noch nicht in den Sinn gekommen, doch je länger ich darüber nachdenke, um so mehr muss ich Baumbergers Frage bejahen. Kein wirklich quirliger Geist lässt sich auf das schmale Brett seichter Gefühle zerren, sondern steht solchen Brettern immer skeptisch gegenüber.

Sloterdijk drückt sich endlich mal klar aus und verwirrt mich sofort: "Bekanntlich sind Menschen ebenso Konfliktvermeider wie Konfliktsucher, sie wollen den Frieden- und können ihn nicht ertragen." Stimmt das?

Die schönste Sentenz ist m.E. dem 22 September zugeordnet: "Verstanden zu werden, bringt Glück". Ich teile die Meinung Balzac nicht nur in diesem Punkt und wünsche allen Lesern, dass sie des Glückes verstanden zu werden teilhaftig werden. Mitunter ist es nicht einfach das Denken und Handeln seiner Gegenüber zu verstehen.Wir sollte uns alle bemühen allein schon des Glückes wegen, dass wir anderen schenken, ein Glück, das mitunter in unser eigenes Herz zurückkehrt und zwar ganz unsentimental.

Ein toller Kalender.

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